Politik praktischStudierende besuchen Dortmunder Synagoge

  • Studierende besuchen eine Dortmunder Synagoge.
    Besuch der Dortmunder Synagoge
  • Studierende sitzen in einem Seminarraum und folgen einem Vortrag.
    Austausch über Antisemitismus

Studierende des Kommunalen Verwaltungsdienstes im Gespräch über Antisemitismus

Diese Exkursion war anders, das wurde bereits am Anfang deutlich: Polizeipräsenz, Kameras, Sicherheitsschleuse. Die Studierenden des Kurses K23/03 und Dozent Christoph Koerdt betraten die geschützte Dortmunder Synagoge mit einem nachdenklichen Gefühl seit den Ereignissen des 7. Oktober 2023. Anlass der Exkursion war die Einbettung der Themen „Antisemitismus“ und „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Gefährdungen der Demokratie“ im Fach Politikwissenschaft. Im Rahmen der Lehrveranstaltungsplanung war dies ohnehin vorgesehen, doch im Kontext des brutalen Überfalls der Hamas und der zunehmenden antisemitischen Vorfälle, auch in Deutschland, erhielt der praktische Einblick in jüdisches Leben einen aktuellen wie traurigen Kontext.

Umso herzlicher fiel im Inneren der Synagoge die Begrüßung durch das Team von ADIRA aus, der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit in Trägerschaft der Jüdischen Gemeinde Dortmund. „Ich bin Hanna!“, empfing eine der beiden Vertreter/innen von ADIRA die Studierenden am frühen Morgen und führte durch die Synagoge. Dabei erläuterte sie die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Deutschland seit den 1990er Jahren und die Besonderheiten des Judentums, zugleich stand sie den angehenden Verwaltungsbeamtinnen und -beamten der Stadt Dortmund für alle Fragen rund um das kulturelle und religiöse Gemeindeleben mit seinen fast 3.000 Mitgliedern zur Verfügung.

Im Anschluss an diese Eindrücke kamen die Studierenden bei schwarzem Tee ins Gespräch mit Leonid Chraga, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Dortmund, und Micha Neumann von ADIRA. „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen“, so die von Neumann eingangs zitierte gebräuchliche Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance.

Was das konkret für Jüdinnen und Juden in Deutschland bedeutet, beschrieb Leonid Chraga. Anfeindungen im Fitnessstudio aufgrund eines Davidsterns auf dem Shirt, Beleidigungen in der Schule oder auch ganz subtiler Antisemitismus im Alltag: Antisemitismus ist stark verbreitet und umfasst sowohl rechten und linken als auch islamistischen Extremismus. „Das Problem sind die Menschen, die nicht eingreifen, wegschauen oder schweigen“, zeigte sich Chraga nachdenklich und ermutigte die Studierenden zugleich zur Zivilcourage. Neumann illustrierte den Zusammenhang zwischen Verschwörungstheorien und Antisemitismus anhand von Beispielen aus der Praxis, welche häufig mit Stereotypen und verdeckten Codes arbeiten – auch in Dortmund zeigen sich viele Fälle aus der Praxis.

Nach drei Stunden mit heiteren und nachdenklichen Momenten, dankte Dozent Christoph Koerdt, im Namen des Kurses, der Jüdischen Gemeinde für ihre Gastfreundschaft und die Einblicke, um zugleich den Gemeindemitgliedern anlässlich des bevorstehenden jüdischen Lichterfestes ein „Chag Chanukka Sameach!“ zu wünschen.