Achtung! Würde!Tag der Menschenrechte in Bielefeld
Eine Einladung zum Perspektivwechsel
Der Gedenktag zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wird offiziell am 10. Dezember gefeiert, so steht es im Kalender. Kein Grund für Prof. Dr. Heidi Mescher, Abteilungsleiterin an der HSPV NRW in Bielefeld, nicht schon im Oktober eine Veranstaltung zum Tag der Menschenrechte abzuhalten. Denn die Achtung der Menschenwürde sei eine 365-Tage-Aufgabe und eine Herausforderung für alle – eben auch für Vertreterinnen und Vertreter der staatlichen Gewalt, für die sie laut Grundgesetz sogar eine Verpflichtung darstelle.
Unter dem Titel „Von der Antastbarkeit der Menschenwürde – Begegnungen und ihre Bedeutung für menschenrechtskonformes Denken und Handeln in der Polizeiarbeit“ organisierten der Ethik-Dozent Mark Maiwald und die ehemalige Psychologie-Dozentin am 18. Oktober 2023 einen Studientag, der 244 Polizeistudierenden ganz neue Möglichkeiten des Lernens eröffnen sollte.
„Außerhalb von polizeilichen Einsatzsituationen mit Menschen in Kontakt zu treten und die Lebenswelten, Sichtweisen und Bedürfnisse anderer kennenzulernen, ist nicht nur eine große persönliche Bereicherung, auch die Sensibilität für die respektvolle Wahrung der Würde bei professionellem polizeilichen Handeln und Einschreiten wird durch die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse gesteigert“, erklärte Maiwald.
Großen Zuspruch fand das Veranstaltungsformat nicht nur bei den angefragten Einrichtungen, die sich von der Vorstellung ihrer Arbeit und den Begegnungsmomenten zwischen den Polizeistudierenden und den unterschiedlichen Klientelgruppen zukünftig ein zunehmend professionelles und sensibles Miteinander versprechen. Auch die Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer ist von dem Ansatz überzeugt und stellte in der zweistündigen Auftaktveranstaltung die von ihr angeregte Wertediskussion innerhalb der Polizei vor.
Den Auftakt machte Prof. Dr. Manuel Brunner mit einem Kurzvortrag zur Entstehung und Einordnung der Menschenrechte. Die ehemalige Studentin Laura Beineke konnte anhand erster Praxiserfahrungen nach dem Studium die Bedeutung respektvoller Polizeiarbeit anschaulich hervorheben. Den lebenden Beweis, dass Begegnungen Perspektiverweiterungen ermöglichen, lieferte Andrea T. zum Abschluss der Vormittagsveranstaltung. Sie bot den aufmerksamen Studierenden ehrliche Einblicke in ihre persönliche Geschichte, aus der sie, trotz aller unsäglichen Geschehnisse, als starke Überlebenspersönlichkeit hervorgegangen ist.
Gegen Mittag suchten die Studierenden ihre gewählten Themengruppen auf. Egal ob die Männerberatungsstelle, die in Bethel angesiedelte Gerontopsychiatrie, die Abteilung für Suchterkrankungen, die Altenhilfe, die Wohnungslosenhilfe, die Kinderschutzambulanz, das Mädchenhaus Bielefeld, das Internationale Begegnungszentrum oder das Fanprojekt Bielefeld – alle Teilnehmenden haben sich unentgeltlich dazu bereit erklärt, Zeit, Erfahrung und Wissen zu teilen. „Das ist etwas ganz Besonderes“, betonte Abteilungsleiterin Heidi Mescher. „Ich bin beeindruckt und schätze das große Engagement. An diesem Tag wurde ein sichtbares Zeichen für ein achtungs- und würdevolles gesellschaftliches Miteinander gesetzt.“