Vielfalt ist Alltag Behörden, Medien und Migration

Mehrere Menschen sitzen während einer Veranstaltung auf einer Bühne und diskutieren.
Teilnehmende der Podiumsdiskussion

Bericht über eine Diskussionsveranstaltung in Aachen

Durch die Berichterstattung zu den Silvesternachtkrawallen in Berlin zum Jahreswechsel 2022/2023 geriet die „Migrantische Community“ schnell in den Fokus der Öffentlichkeit. Binnen kurzer Zeit wurden Pauschalisierungen und Vorverurteilungen seitens der Presse gestellt. Dies nutzten nicht zuletzt auch rechte Kräfte in ihren Strukturen für ihre Zwecke aus. 

In einer Pressemitteilung der Polizei Berlin hieß es: „103 Personen wurden in der Nacht festgenommen, (…) 18 Beamte bei massiven Angriffen im gesamten Stadtgebiet“ verletzt. Dazu verbreiteten sich Videos im Internet, die junge Männer zeigten, die Barrikaden errichteten und Raketen warfen, unter anderem auf Krankenwagen. Es kursierten Spekulationen, dass dafür überwiegend ausländische junge Männer verantwortlich seien. Der Eindruck bei Medien und Öffentlichkeit war gesetzt – und die Wirkung der Migrations- und Integrationsarbeit wurde bundesweit infrage gestellt.

Wie gefährlich Vorverurteilungen und Pauschalisierungen sein können, wie wichtig eine kulturelle Öffnung seitens staatlicher Organisationen ist und welche Rolle die Medien spielen, konnte am 7. August 2023 im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Aachener Polizeipräsidium zum Thema „Integration macht Zukunft?! Zum Verhältnis von Migration, Medien und Staat“ beobachtet werden. Dazu veranlasst sah sich das Polizeipräsidium Aachen und das Kommunale Integrationszentrum der StädteRegion Aachen, die vor dem folgenden Hintergrund gemeinsam zu der Veranstaltung einluden:

„Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft: 22,6 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Der Umgang mit einer Vielzahl von Kulturen, Sprachen und Traditionen muss erlernt werden. Das stellt auch staatliche Institutionen und Medien vor Herausforderungen. Kulturelle Sensibilität und Verständnis braucht Wissen. Vertrauen, das durch andersartige Erfahrungen, zum Beispiel mit Behörden, verloren gegangen ist, braucht positive Erfahrungen. Wo stehen wir und was brauchen wir, um Integration in Behörden erfolgreich zu gestalten? Welchen Hürden und Herausforderungen stehen wir gegenüber? Gibt es Best-Practice-Beispiele, aus denen Behörden lernen können?“  

Eine junge Polizistin steht auf einer Bühne vor einem Rednerpult und hält einen Vortrag.
Polizeibeamtin Hülya Duran während ihres Vortrags

Unter der Moderation der Aachener Journalistin Marijke Stasch war hierzu Hülya Duran, Polizeibeamtin, Dozentin im Nebenamt und Mitglied im Netzwerk „Weltoffene Hochschulen gegen Fremdenfeindlichkeit“ der HSPV NRW, eingeladen, die sich im Rahmen ihrer Netzwerkarbeit mit der Sensibilisierung der Polizeiarbeit hinsichtlich Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung beschäftigt. Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach, Dr. Michael Ziemons, Sozialdezernent der StädteRegion Aachen, und Kian Tabatabaei, Multimedia-Volontär bei der Aachener Zeitung, waren ebenfalls Teil der Podiumsdiskussion.

Zu Beginn hielt Hülya Duran einen Vortrag, der einen anregenden Impuls für die Diskussion geben sollte. Die Polizeibeamtin aus Münster stellte – geprägt durch ihre Arbeit im Streifendienst – ein realistisches Bild der Gesellschaft und der Polizei dar. Im Kontext des Diskussionsthemas zeigte sie aktuelle Probleme auf, vermittelte aber auch konkrete und lebensnahe Lösungsstrategien. Authentisch stellte sie an ihrer eigenen Lebensgeschichte dar, wie wichtig Mitfühlen ist, wie Integration und ein respektvolles Miteinander in unserem Land funktionieren können und wie entscheidend diese Dinge für moderne, plurale Demokratien sind. Folgende Worte richtete sie an die Zuhörerinnen und Zuhörer:

„Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die von Solidarität, dem gegenseitigen Austausch und Mitgefühl geprägt ist. (…) In diesem Sinne appelliere ich an all unsere Bürgerinnen und Bürger zu einem friedlichen, zwischenmenschlichen und vertrauensvollen Miteinander. (…) Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Demokratie bedeutet Verantwortung. Lassen sie uns gemeinsam diese Verantwortung übernehmen.“

Anschließend nahm jede/r Protagonist/in auf dem Podium die Thematik aus ihrem/seinem Blickwinkel heraus „unter die Lupe“ und brachte dem interessierten Publikum durchaus spannende und wissenswerte Inhalte nahe. Eine anschließende Diskussion mit den Zuhörerinnen und Zuhörern gestaltete sich teils kontrovers, aber immer respektvoll sowie zielführend und stellte damit bereits ein Zeugnis gelingender Vielfalt dar – es bedarf weiterer.