Studieren mit Kind. Erfahrungen von Müttern und Vätern an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW. Forschungsbericht.

Franzke, Bettina (2023). Studieren mit Kind. Erfahrungen von Müttern und Vätern an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW. Forschungsbericht.

Jahr(gang):2023

(Erst-)Autor:

Beschreibung: Die Diversität unter den Studierenden hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Dies ist auch in den Studiengängen für die öffentliche Verwaltung zu beobachten. Die Heterogenität schließt Unterschiede hinsichtlich der Frage ein, ob Studierende neben ihrem Studium familiäre Verpflichtungen haben. Über eine Analyse von 25 qualitativen Interviews mit elf studierenden Müttern und 14 studierenden Vätern an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW wurden Erkenntnisse über die Motivation, Merkmale, Lebensweisen, Herausforderungen sowie Vereinbarkeits- und Unterstützungsbedarfe von studierenden Eltern gewonnen. Dabei stand eine geschlechtsspezifische Analyse in den Verwaltungsstudiengängen im Fokus. Die Ergebnisse zeigen, dass alle studierenden Eltern berufliche Vorerfahrungen mit-bringen, zumeist in der Verwaltung oder bei der Bundeswehr. Als Motivation für das Studium wird der Wunsch nach persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung genannt, jedoch finden sich auch Aufstiegs-, Sicherheits- und Statuserwartungen als Beweggründe. Der Lebensunterhalt ist gesichert, in fast allen Familien gibt es mindestens ein volles Gehalt. Mütter haben ältere und weniger Kinder als Väter. Die Väter bekommen auch eher ein Kind während des Studiums, manche betrachten das Studium als gute Zeit für die Familie. Die Vereinbarkeit von Studium bzw. Praxisphase mit der Familie stellt für alle studierenden Mütter und für die meisten studierenden Väter eine Herausforderung dar. Probleme bei der Vereinbarkeit resultieren aus dem festen Stundenplan mit einem regulären Vorlesungsbeginn um 8 Uhr, Anwesenheitspflichten bei Präsenzveranstaltungen an der Hochschule und einem hohen Stundenkontingent von über 40 Stunden in den Praxisphasen. Die Eltern geben an, weniger Zeit für das Studium und Lernen zu haben als ihre Mitstudierenden. Sie lernen häufig abends/nachts, sind weniger flexibel und müssen sich öfter auf unvorhergesehene Ereignisse einstellen, zum Beispiel wenn ein Kind erkrankt. Viele Mütter verstehen sich als Lebensmittelpunkt der Familie. Sie übernehmen zumeist den Großteil der Sorge- und Hausarbeit. Einige Väter versuchen, die Rolle eines aktiven Vaters einzunehmen, was ihnen je-doch nur bedingt gelingt. Sie bringen sich zumeist in Haushalt und Familie weniger ein als ihre Partnerin. Trotz zahlreicher Versuche, die Tage zu planen und ihnen eine feste Struktur zu geben, geraten einige Eltern an ihre persönlichen Grenzen. Insbesondere Mütter haben das Gefühl, keinem Lebensbereich gerecht zu werden und keine Zeit für eigene Interessen zu haben. Die Folge ist, dass sie sich angespannt, müde und erschöpft fühlen. Die Befragten berichten über eine gute Akzeptanz im Kursverband und bei den Lehrenden, dass sie jedoch mit ihren Anliegen mitunter auf Unverständnis bei der Hochschulverwaltung stoßen. Es werden Empfehlungen abgeleitet, um die Studierbarkeit von Verwaltungsstudiengängen für Menschen mit Familienverantwortung zu erhöhen. Dazu gehören die Etablierung von Teilzeitstudiengängen, mehr Flexibilität, beispielsweise über Online-Lehre und eine Online-Zuschaltung bei unvorhergesehenen Ereignissen, die Sensibilisierung der Hochschulverwaltung für die Belange von Studierenden mit Kindern so-wie die Information und Beratung der Studierenden.