Vorstellung der UMFELDER-StudienFremdenfreundliche und fremdenfeindliche Einstellung in der Polizei NRW

Am 13. August 2020 stellten Dr. Nora Krott vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Uni Bielefeld, Kriminaldirektorin Ines Zeitner und Prof. Dr. Eberhard Krott (beide HSPV NRW) die Forschungsprojekte UMFELDER 1 und UMFELDER 2 im Ministerium des Innern NRW vor.

UMFELDER ist das Akronym für „Umgang mit Fremdheit – Entwicklung im Längsschnitt der beruflichen Erstsozialisation“ und bezieht sich auf fremdenfreundliche und fremdenfeindliche Einstellungen von Polizistinnen und Polizisten.

Mit etwa 60 Zuhörerinnen und Zuhörern war die Rotunde im NRW-Innenministerium unter Corona-Bedingungen voll besetzt. Interessiert folgte das Publikum den Ausführungen, wie fremdenfreundliche beziehungsweise fremdenfeindliche Einstellungen bei Polizistinnen und Polizisten erhoben werden und welche Zusammenhänge dabei mit Rollenidentifikation, Sexismus und Respekt erkennbar werden können. Im Anschluss kam es zu einer kurzen, aber lebhaften Diskussion.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Inspekteur der Polizei NRW, Michael Schemke, das Forschungsteam, die Vizepräsidentin der HSPV NRW, Prof. Dr. Iris Wiesner, und das Publikum. Im Anschluss stellte das Forschungsteam die Studie UMFELDER 1 vor, in deren Verlauf von 2013 bis 2017 erhoben wurde, welche fremdenfreundlichen beziehungsweise fremdenfeindlichen Einstellungen bei jungen Polizistinnen und Polizisten zu Beginn ihres Studiums vorliegen und wie sich diese im Laufe des Studiums sowie im Rahmen erster beruflicher Erfahrungen verändern.

„Wesentlich ist dabei, dass Einstellungen und Haltungen der Polizistinnen und Polizisten untersucht werden und nicht auf das konkrete Verhalten im Einsatz abgestellt wird“, betont Ines Zeitner. Die Befragungen wurden zu Beginn des Studiums an der HSPV NRW, nach dem ersten Theorieblock, nach einer Trainingsphase beim LAFP NRW und sechs Monate nach den ersten Praxiserfahrungen vorgenommen. Zu den Ergebnissen der UMFELDER-Studie 1 führt Prof. Dr. Eberhard Krott unter anderem aus: „Über die ersten drei Jahre hinweg ist eine signifikante Abnahme der Fremdenfeindlichkeit erkennbar. Dies ist ein erster Hinweis auf die Wirksamkeit der Module in der Ausbildung, in denen die Polizeistudierenden an der Entwicklung ihrer persönlichen und sozialen Kompetenzen arbeiten.“ Nach den ersten sechs Monaten in der Praxis wurde ein leichter, nicht signifikanter Anstieg der Fremdenfeindlichkeit festgestellt. Hier setzt die zweite UMFELDER-Studie an, welche die festgestellten Effekte über einen längeren Zeitraum prüft.

So startete am 1. März 2019 die Studie UMFELDER 2. Im Rahmen von UMFELDER 2 soll nun die abschließende Befragung, etwa 18 Monate nach dem Ende des Studiums, durchgeführt werden. Somit wird nach einer deutlich längeren Praxiszeit als bei der ersten Studie die abschließende Befragung erfolgen. Ziel ist es, unter anderem Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich eine längere Berufspraxis auf die Einstellungen und Haltungen der Polizistinnen und Polizisten gegenüber Fremdheit auswirkt. Zusätzlich wurde das Forschungsdesign von UMFELDER 2 um Erhebungen zur Rollenidentifikation bei Polizistinnen und Polizisten, um Fragen zum Thema Sexismus und um Items zum Umgang der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Polizei erweitert. Dr. Nora Krott veranschaulichte im Rahmen ihres Vortrags, dass eine positive Rollenidentifikation mit dem Berufsbild Polizei vorteilhafte Auswirkungen auf fremdenfreundliche Einstellungen hat. „Wie wird mit mir als Polizistin/Polizist umgegangen? Welche Rollenerwartungen werden an mich im täglichen Dienst gestellt? Aussagen zu diesen Alltagserfahrungen erheben wir, um ein Gesamtbild der Einstellungen und Haltungen bei Polizistinnen und Polizisten zu erhalten.“

Zum Ende des Vortrags führte Dr. Nora Krott aus: „Nach dem Abschluss der Studie UMFELDER 2 werden für die Polizei NRW umfangreiche und aufschlussreiche Ergebnisse zu den Themen 'Polizei und Fremdheit' und 'Polizei und Respekt' vorliegen. Wir können mit den Ergebnissen der UMFELDER-Studien mögliche Veränderungen in diesen Bereichen erkennen und gegebenenfalls Handlungsbedarfe feststellen. Zudem haben wir eine Grundlage für eine proaktive Öffentlichkeitsarbeit. Dies trägt zu einer wissenschaftlich belegten Argumentation für ein politisch sensibles Thema bei.“ Dementsprechend ist es wichtig, dass sich möglichst viele Polizistinnen und Polizisten an der Studie beteiligen, damit repräsentative Gruppenergebnisse vorliegen.

Wer sich mit der Thematik ausführlicher auseinandersetzen möchte, findet den Artikel zu der UMFELDER-Studie 1 in der Zeitschrift „Die Polizei“ (Krott, E.; Krott, N.; Zeitner, I. (2019): Umgang mit Fremdheit - Entwicklung im Längsschnitt der beruflichen Erstsozialisation (UMFELDER). Die Polizei, 110 (5), S. 129-139.).