Verkehrsunfallbilanz 2024Vorstellung in Düsseldorf

NRW-Innenminister Herbert Reul gemeinsam mit zwei Bikern, die Protektoren tragen.
Protektoren sollen Bikerinnen und Biker besser schützen

Mehr Verkehrstote und Unfälle in NRW als im Vorjahr

Die kontinuierliche Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe. Für ein höheres Maß an Verkehrssicherheit müssen durch Unfalldaten und Problemanalysen konkrete Ursachen der landesweiten beziehungsweise lokalen Entwicklung sowie entsprechende Verbesserungspotenziale herausgearbeitet werden, um die Präventionsstrategie darauf auszurichten.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul stellte am 17. März 2025 in Düsseldorf die Verkehrsunfallbilanz für das Jahr 2024 vor. Insgesamt hat die Polizei in NRW rund 643.000 Verkehrsunfälle erfasst und damit rund 2.000 mehr als im Vorjahr. Alle 49 Sekunden wurde der Polizei ein Verkehrsunfall gemeldet. 485 Menschen sind 2024 im Straßenverkehr in Nordrhein-Westfalen ums Leben gekommen. Das sind 35 mehr Verkehrstote als noch 2023, ein Anstieg um 7,8 %. Dafür zählte die Polizei mit insgesamt 78.000 Verletzten etwa 1,2 % weniger Personenschäden. Insgesamt ist dies keine positive Entwicklung in Richtung Vision Zero. Dem Straßenverkehr und seinen Gefahren kann sich kein Mensch auf Dauer entziehen. Bei Unfällen hängt es oft vom Zufall ab, wie schwer ein Mensch verunglückt.

Durchschnittlich 28 Menschen wurden jeden Tag auf den Straßen in NRW schwer verletzt. Müsste es deshalb nicht auch eine Verkehrsunfallstatistik geben, die nicht nur jährlich aktualisiert, sondern über Jahrzehnte kontinuierlich weitergeführt wird? In der jeder Mensch, der im Straßenverkehr verletzt oder traumatisiert wurde, erst dann aus dem offiziellen Zahlenwerk fällt, wenn alle Wunden verheilt und keine körperlichen und psychischen Schäden mehr feststellbar sind? Die Bedeutung der Verkehrsunfälle und ihrer Folgen für die Opfer und für die Gesellschaft wäre mit dieser immensen Zahl noch spürbarer. Und es würde deutlicher werden, dass die gesellschaftliche Verantwortung für die Opfer nicht aufhört, wenn ihre Unfälle offiziell „abgehakt“ sind. Auch wer selbst nicht betroffen ist, wird nicht ausblenden können, dass es bei Zahlen über Tote und Verletzte immer um Menschenleben geht.

Gestiegene Zahl an Motorradunfällen

Immer schneller, immer riskanter. Beim Motorradfahren zählt für manche/n Biker/in der Kick. Beliebte Strecken sind vor allem die Eifel und Teile des Sauerlands. Langsam geht die Zweiradsaison wieder los. Dazu präsentierte Minister Reul steigende Unfallzahlen bei Motorradfahrerinnen und -fahrern, die ihm besondere Sorge bereiten: „Weniger Knautschzone muss für alle mehr Vorsicht heißen.“

Die Anzahl der mit dem Motorrad Verunglückten ist 2024 deutlich um 8,8 % auf 3.160 gestiegen. Die Zahl der mit dem Motorrad Getöteten erhöhte sich um 48 % auf 86. Das waren zu den Saisonzeiten mehr als zwei getötete Motorradfahrer/innen je Woche. Auch bei den E-Scootern und Pedelecs haben die Zahlen zugenommen. „Hinter jedem Verkehrstoten steckt ein trauriges Schicksal und eine Familie, die mit diesem schrecklichen Verlust weiterleben muss. Keinen dieser Unfälle hätte es geben müssen“, erklärte Minister Reul.

In NRW wurde im Herbst letzten Jahres das landesweite Präventionsnetzwerk #sicherimStraßenverkehr gestartet, dem auch die HSPV NRW beigetreten ist.

Gemeinsam mit Netzwerkpartnerinnen und -partnern findet zur Eröffnung der Motorradsaison am 6. April 2025 in Simmerath am Rursee in der Eifel eine große Biker-Sicherheitsaktion statt, zu der Minister Reul alle Interessierten einlädt und woran er selbst mitwirken wird.

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Drogen-/Cannabis-Konsum im Straßenverkehr

Die Polizei registrierte 986 Unfälle, bei denen die Unfallursache „andere berauschende Mittel” eine Rolle spielte (2023: 884), ein Anstieg um 11,5 %. Davon wurde in 412 Fällen Cannabis festgestellt. Zehn Menschen starben bei einem Unfall unter Drogeneinfluss, 2023 waren es noch sieben. Bereits im Vorjahr hatte der Minister seine Befürchtung geäußert, dass die Teillegalisierung von Cannabis zu mehr Unfalltoten führen werde, was sich inzwischen bewahrheitet hat. „Die Einnahme von Drogen kann zahlreiche körperliche und psychische Auswirkungen hervorrufen, zum Beispiel die Einschränkung des Reaktions- oder Konzentrationsvermögens. Im Straßenverkehr kann das fatale Folgen haben, insbesondere, wenn verschiedene Drogen gleichzeitig eingenommen werden oder zusätzlich Alkohol konsumiert wird“, sagte der Minister.

Allerdings seien nach wie vor viele Fragen offen – etwa wann davon auszugehen sei, dass ein regelmäßiger Drogenkonsum oder Missbrauch und damit eine Gefährdung für den Straßenverkehr vorliege. Vor diesem Hintergrund brauche es dringend weitere Untersuchungen sowie bessere Messmethoden, die es auch Polizei und Behörden ermöglichten, sachgerechte Entscheidungen, gerade mit Blick auf die Verpflichtung zu einer MPU, zu treffen, erklärte Minister Reul.

Illegale Autorennen

Straßenrennen sind eine Straftat. Verantwortungsloses Verhalten verdient weder Respekt noch Applaus. Dennoch steigt die Zahl der festgestellten Rennen immer weiter an. Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr 2.270 verbotene Kfz-Rennen und damit 126 mehr als 2023. 15 Menschen sind landesweit (drei im Vorjahr) bei 578 Unfällen nach Kfz-Rennen getötet worden. Das Durchschnittsalter der Tatverdächtigen lag zwischen 25 und 27 Jahren.

Kfz-Rennen sind gefährlich. Um junge Menschen dafür zu sensibilisieren, hat das Innenministerium ein Präventionskonzept erstellt. Das Unterrichtskonzept „Verantwortung stoppt Vollgas“ ist – neben der nachträglichen Strafverfolgung – ein präventiver Ansatz, der steigenden Zahl an Kfz-Rennen entgegenzuwirken.

Das Konzept ist für alle interessierten Schulen der Sekundarstufe II auf dem Bildungsportal des Schulministeriums online verfügbar.

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Keine Straffreiheit bei Unfallflucht

Geschädigte sollen nicht auf ihrem Schaden sitzen bleiben, weil sich die/der Verursacher/in entfernt. Wer sich dem entzieht, handelt nicht nur ordnungswidrig, sondern auch sozialethisch vorwerfbar. Die Anzahl der Verkehrsunfallfluchten ist in NRW auf 147.349 gestiegen (145.367 in 2023). Das sind rund 23 % aller polizeilich registrierten Verkehrsunfälle. Die Berücksichtigung eines höheren

Verkehrsunfall-Opferschutzes spricht nicht dafür, die Sanktionsandrohung bei Unfallflucht, wie vom Bundesjustizministerium ins Gespräch gebracht, von einer Straftat zu einer bloßen Ordnungswidrigkeit herabzustufen. In 13 Fällen wurden 16 Menschen getötet. Zwölf dieser Fälle von Unfallflucht, in denen Menschen verstarben, konnte die Polizei aufklären.

Weitere Informationen, Infografiken und Tabellen zur Verkehrsunfallentwicklung 2024 stehen auf der Website des NRW-Innenministeriums zur Verfügung.

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