Verkehrssicherheit NRWUnfallbilanz 2022

  • NRW-Innenminister Herbert Reul - Fachleute der polizeilichen Sicherheitsarbeit
    NRW-Innenminister Herbert Reul und Fachleute der polizeilichen Sicherheitsarbeit während einer Präsentation im Rahmen der Pressekonferenz
  • NRW-Innenminister Herbert Reul während der Pressekonferenz
    NRW-Innenminister Herbert Reul während der Pressekonferenz

26 Verkehrstote und über 600 Schwerverletzte mehr als im Vorjahr

 

Am 1. März 2023 stellte NRW-Innenminister Herbert Reul im Ministerium des Innern Nordrhein-Westfalen (IM NRW) – erstmals im Rahmen einer Pressekonferenz mit Präventionselementen – die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2022 aus polizeilicher Sicht vor. Im Anschluss präsentierte Minister Reul unter anderem ein Unfallfahrzeug sowie Verkehrssimulatoren (E-Scooter-Simulator und Pedelec-Simulator). Neben Medienvertreterinnen und -vertretern waren auch Fachleute der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit eingeladen.

Im Jahr 2022 sind in NRW 451 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Das sind 6 % bzw. 26 Todesopfer mehr als im Vorjahr und 1 % weniger als 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie (456 Todesopfer). Die Zahl der Schwerverletzten stieg gegenüber 2021 um 603 (5 %) auf 12.514, die Zahl der Verletzten erhöhte sich im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 9.946 (15 %) auf rund 77.000 Personen. Das sind 1 % bzw. 723 Personen weniger als 2019.

Die Statistik verdeutlicht, nach den Worten des Ministers, dass Menschen das Leben anderer, aber auch ihr eigenes Leben gefährden – und zwar durch Unachtsamkeit, Leichtsinn, Alkohol, Drogen oder Selbstüberschätzung. Hier seien drei Sorgenkinder im Straßenverkehr zu erkennen: Pedelec-Fahrer/innen, E-Scooter-Fahrer/innen und Raser/innen mit ihren illegalen Autorennen.

Ein neuer Höchststand wurde bei Unfällen verzeichnet, bei denen Alkohol oder Drogen im Spiel waren: 2022 zählte die Polizei über 3.300 Unfälle mit Verunglückten, bei denen die Fahrerin oder der Fahrer Alkohol konsumiert hatte. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg von 28 %. In 29 Fällen sind Menschen gestorben. 21 dieser 29 Personen waren selbst alkoholisiert und haben den Unfall verursacht. Acht Menschen starben als „Unbeteiligte“. Leider ist diese Steigerung bei der Ursache Alkohol ein Trend, der sich über die letzten Jahre gefestigt hat.

Ähnlich sieht es bei Verkehrsunfällen aus, an denen Drogen beteiligt waren. Die Polizei registrierte 637 Unfälle mit Verunglückten im Drogenrausch. Dabei sind vier Menschen ums Leben gekommen. Zwei der vier Getöteten waren Verursacher/in. Zwei „Unbeteiligte“ kamen ums Leben. Minister Reul: „Das waren alles Fahrten, die sich an Verantwortungslosigkeit nicht überbieten lassen. Und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Bei der Debatte, die da in Berlin zur Legalisierung von Cannabis geführt wird, müssen die Auswirkungen auf den Straßenverkehr mitdiskutiert werden.“ Wenn Cannabis legalisiert werde, fürchtet Reul, dass sich noch mehr Menschen im Drogenrausch hinters Steuer setzen und dadurch die Zahlen weiter steigen.

Um all den tragischen Unfällen vorzubeugen, wird die NRW-Polizei ihre Strategie des vergangenen Jahres fortsetzen – sei es repressiv mit mehr Kontrollen gegen Drogenfahrten oder mit verstärkten Einsätzen gegen die Raser-Szene. Die Expertinnen und Experten der Polizei sehen schnell, ob ein Unfall das Ergebnis eines Autorennens war. Teilweise geben Unfallzeugen den Hinweis oder das Unfallbild spricht eine deutliche Sprache. Mittlerweile lesen Verkehrsunfallaufnahmeteams auch die Fahrzeugsteuergeräte aus. Landesweit existieren bislang 14 dieser Einheiten bei der Polizei. Ende des Jahres sollen es insgesamt 17 sein. Die Polizei in NRW hat damit ein aufmerksames Auge auf die Raser-Szene. Sie führt Schwerpunktkontrollen durch, dort wo sich Raser/innen treffen.

Zusammen mit dem Schulministerium und der Polizei NRW hat das IM NRW ein Präventionsprogramm unter dem Titel „Verantwortung stoppt Vollgas“ ins Leben gerufen. Es soll informieren und sensibilisieren sowie jeder wahnwitzigen Idee, an einem Kfz-Rennen teilzunehmen, entgegenwirken. Die Polizei geht direkt in die Schulen, zeigt Filme und Unfallautos. Junge Menschen sollen früh genug verstehen, was passieren kann und was leider viel zu häufig passiert.

Das seit 2011 bewährte Präventionsprogramm „Crash Kurs NRW“, welches sich an junge Erwachsene richtet, werde fortgesetzt, so der Minister. Seit 2011 wurden mehr als 5.000 Veranstaltungen mit weit über einer Million Teilnehmenden durchgeführt. Zwar ist der Erfolg von Prävention stets schwer zu messen, doch die Anzahl der getöteten jungen Erwachsenen sei 2022 im Vergleich zu 2021 um 17 % von 46 auf 38 gesunken, betonte Reul. Auch in der Präventionsarbeit zugunsten weiterer Zielgruppen werde die Polizei künftig noch mehr tun, kündigte Minister Reul an, zum Beispiel für Seniorinnen und Senioren mit Pedelec-Trainings, Simulatoren und Schulungsvideos.

Nähere Einzelheiten zur Verkehrsunfallentwicklung sind den beigefügten Diagrammen sowie der Kurzübersicht (5-Jahres-Vergleich der Unfallentwicklung) zu entnehmen.

Diagramme der Vergleichsdaten im 3-Jahres-Vergleich / 5-Jahres-Vergleich: Verkehrsunfälle insgesamt, Getötete, Schwerverletzte, Verunglückte: Pedelec-Fahrer/innen, E-Scooter-Fahrer/innen in Zusammenhang mit verbotenen Kfz-Rennen unter Einfluss von Drogen bzw. berauschenden Mitteln
Verkehrsunfallbilanz 2022 - Vergleichsdaten 5-Jahres-Vergleich
Verkehrsunfallentwicklung 2018 - 2022
Verkehrsunfallentwicklung 2018 - 2022