Verkehrsexpertentag 202440.000 Tonnen Verantwortung

Ein Beamer projiziert die Worte "Vision Zero. Keiner kommt um. Alle kommen an." an eine Wand.
Die Vision Zero beschreibt das Ziel eines Verkehrs ohne Unfälle und Todesopfer.

22. Verkehrsexpertentag der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland e.V. und der HSPV NRW

Der 22. Verkehrsexpertentag der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD) fand in Kooperation mit der HSPV NRW in diesem Jahr am Studienort Köln statt. Hochschulpräsident Martin Bornträger begrüßte zahlreiche Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland zur Tagung und betonte dabei, wie wichtig der Austausch und die Vernetzung in einem solchen Format sind, insbesondere beim wichtigen Thema Verkehrssicherheit. Grußworte sprachen außerdem Ministerialdirektor Gerrit Weber, Leiter der Abteilung Polizei im Innenministerium von Nordrhein-Westfalen, der den Schirmherrn der Veranstaltung, Innenminister Herbert Reul, vertrat, sowie Ute Hammer, Mitglied im Vorstand des VOD.

Der Schwerpunkt der Tagung lag in diesem Jahr auf dem Thema „Lkw-Verkehr“. Einen praktischen Einblick in den Alltag der Polizei lieferte dabei gleich zu Beginn Carsten Gesthüsen, Leiter der Autobahnpolizei in Köln. Er stellte die „Vision Zero“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen, die auf einen Verkehr ohne jegliche Verkehrstoten abzielt und das große Ziel aller Beteiligten darstellt. Dabei sei es wichtig, auf die drei Systemkomponenten Mensch, Fahrzeug und Straße mit der richtigen Strategie einzuwirken.

Ebenfalls aus der Praxis berichtete Dieter Schäfer, langjähriger Chef der Verkehrspolizei Mannheim. Er begründete die Initiative „Hellwach mit 80 km/h“ und ging in seinen Ausführungen vor allem auf die Vernunft der Fahrerinnen und Fahrer ein. Diese trügen im Ernstfall „40.000 Tonnen Verantwortung“ und müssten daher regelkonform fahren und Ablenkungen möglichst vermeiden.

Dr. Berndt Mützel stellte die Lebenswirklichkeit von Lkw-Fahrerinnen und –Fahrern durch einen Blick auf deren gesundheitliche Situation näher vor. Diese ist oft durch einen starken Schlafmangel geprägt, der zu Tagesmüdigkeit und Sekundenschlaf sowie weiteren Erkrankungen der Atemwege oder des Herz-Kreislauf-Systems führen kann. Alle diese Komponenten sind eine erhebliche Gefahr im Straßenverkehr.

Einen interessanten Einblick in die polizeiliche Arbeit des Nachbarlandes Belgien lieferte im Anschluss Raymond Lausberg von der Autobahnpolizei Lüttich. Er zeigte, wie durch gezielte Kontrollen und einen vertrauensvollen Umgang mit den Fahrerinnen und Fahrern mehr Sicherheit auf den Straßen erreicht werden kann. Sein Fazit: Die Strafen müssten die Unternehmen treffen, um eine Veränderung zu erreichen, nicht die Menschen, die hinterm Steuer sitzen.

  • HSPV-Präsident Martin Bornträger begrüßt die Anwesenden zum Verkehrsexpertentag 2024 in Köln.
    HSPV-Präsident Martin Bornträger begrüßt die Anwesenden zum Verkehrsexpertentag 2024 in Köln.
  • Ministerialdirigent Gerrit Weber aus dem NRW-Innenministerium vertrat den Schirmherren, Innenminister Herbert Reul.
    Ministerialdirigent Gerrit Weber aus dem NRW-Innenministerium vertrat den Schirmherren, Innenminister Herbert Reul.
  • Ute Hammer ist Vorstandsmitglied der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD), die die Veranstaltung in Kooperation mit der HSPV NRW organisierte.
    Ute Hammer ist Vorstandsmitglied der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD), die die Veranstaltung in Kooperation mit der HSPV NRW organisierte.
  • Carsten Gesthüsen von der Autobahnpolizei in Köln setzt sich für die Vision Zero ein.
    Carsten Gesthüsen von der Autobahnpolizei in Köln setzt sich für die Vision Zero ein.
  • Dieter Schäfer stellte seine Initiative "Hellwach mit 80 km/h" vor.
    Dieter Schäfer stellte seine Initiative "Hellwach mit 80 km/h" vor.
  • Dr. Bernd Mützel beschreibt die Auswirkungen von Schlafmangel auf die Fahrerinnen und Fahrer.
    Dr. Bernd Mützel beschreibt die Auswirkungen von Schlafmangel auf die Fahrerinnen und Fahrer.
  • Interessante Einblicke in die belgische Polizeiarbeit gab Raymond Lausberg von der Autobahnpolizei in Lüttich.
    Interessante Einblicke in die belgische Polizeiarbeit gab Raymond Lausberg von der Autobahnpolizei in Lüttich.

Nach der Mittagspause folgte außerdem ein Vortrag von Rolf-Peter Eckhoff zum wichtigen Thema „Ladung und Sicherung“, zu dem er regelmäßig coacht und berät. Rüdiger Wollgramm, Leitender Polizeidirektor a.D., ging auf die Aspekte „Mensch und Technik“ ein, indem er die neuesten technischen Möglichkeiten für sichere Fahrten vorstellte. Prof. Dr. Dieter Müller von der Hochschule der Sächsischen Polizei widmete sich anschließend den „Chancen und Risiken der Fahreignung von Berufskraftfahrern“.

Den Abschluss der Veranstaltung bildeten Forderungen der VOD zur Verbesserung der Verkehrssicherheit im Güterverkehr, die Peter Schlanstein, geschäftsführender Vorstand der VOD und Lehrbeauftragter der HSPV NRW am Studienort Münster, vortrug. Wichtig seien:

 

  • Mehr Kontrollen und Personalressourcen für die Polizei
  • Europaweite Harmonisierung von Bußgeldern
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen und
  • Sicherheitssysteme
  • Ausbau von Rastplätzen und Sicherheitsinfrastruktur
  • Verbindliche Schulungen für Fahrer und Verlader
  • Ziel: Sicherheit vor Wirtschaftlichkeit priorisieren!

 

Der Austausch und das Vernetzen gingen auch nach beziehungsweise neben dem offiziellen Programm weiter. Insgesamt wurde beim Verkehrsexpertentag 2024 deutlich, dass alle Beteiligten mit ihrer Expertise intensiv daran arbeiten, die Vision Zero auf den deutschen Straßen Wirklichkeit werden zu lassen.