Weltoffene HochschullehreVielfalt und Chancengleichheit in der Lehre

Leerer Hörsaal
Der Beitrag befasst sich mit der Gestaltung von Lehren und Lernen im Rahmen einer weltoffenen Hochschullehre

Wie sollten Lehren und Lernen in einer weltoffenen Hochschule gestaltet sein?

Hochschulen sind Orte der Bildung und des Austauschs, an denen Studierende aus aller Welt zusammenkommen und sich mit unterschiedlichen Sozialisationshintergründen begegnen. Eine weltoffene Hochschulkultur berücksichtigt dabei die Vielfalt der Studierenden und fördert einen offenen Umgang mit unterschiedlichen Lebensformen und kulturellen Hintergründen.

Eine weltoffene Hochschullehre zeichnet sich dadurch aus, dass sich Hochschulen mit der wachsenden Diversität der Studierendenschaft befassen und offen für Vielfalt sind. Eine solche Offenheit sollte sich auch in der didaktisch-methodischen Planung und Durchführung von Lehre widerspiegeln. Eine weltoffene Hochschuldidaktik ist eine, die den Lernprozess für Studierende aus verschiedenen kulturellen Hintergründen und mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen und -stilen zugänglicher und relevanter macht.

Doch wie sollten Lehren und Lernen in einer weltoffenen Hochschule gestaltet sein? Wie kann gewährleistet werden, dass Studierende aus verschiedenen Hintergründen und mit unterschiedlichen Bedürfnissen gleichermaßen von der Lehre profitieren? Welche Aspekte sollten Hochschullehrende berücksichtigen?

Ziel aller hochschulischen Bestrebungen sollte es sein, die Kompetenzen der Studierenden bestmöglich zu entfalten, um sie optimal auf die Berufswelt vorzubereiten. Chancengleichheit ist eine fundamentale Basis, um dies allen Studierenden gleichermaßen zu ermöglichen. In dem vorliegenden Artikel wird anhand von drei Aspekten aufgezeigt, wie diese zu einer weltoffenen Lehre beitragen können und Chancengleichheit gewährleisten:

  • Bewusstmachung des Unconscious Bias
  • Formulieren von Learning Outcomes
  • Vielfältige Lehr-/Lernaktivitäten

Das Konzept des Unconscious Bias bezieht sich auf Vorurteile oder Stereotypen, die wir als Menschen unbewusst entwickeln und die unser Denken und Handeln beeinflussen können. Bias (Voreingenommenheit, kognitive Verzerrung) können in der Lehre zu Fehlschlüssen führen. Ein Beispiel hierfür ist, dass aufgrund von eloquenten Sprachkenntnissen eine Studentin oder ein Student unbewusst vorteilhafter beurteilt wird, als es tatsächlich angebracht ist.

Diese unbewussten Vorurteile können aufgrund unserer persönlichen Erfahrungen, durch verschiedene kulturelle Hintergründe oder aufgrund von Stereotypen und Vorurteilen in unserer Umgebung entstehen. Um diskriminierende Entscheidungen oder Handlungen zu vermeiden, ist es deshalb wichtig, sich der Existenz von unbewussten Vorurteilen bewusst zu sein. Indem wir uns gezielt mit unseren eigenen Vorurteilen auseinandersetzen und aktiv daran arbeiten, diese zu überwinden, können wir sicherstellen, dass unsere Entscheidungen und Handlungen auf fairen und gerechten Prinzipien basieren.

Insgesamt ist die Verringerung des Unconscious Bias in der Hochschullehre entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Studierenden die gleichen Chancen auf Erfolg haben. Einen wesentlichen Beitrag zur Chancengleichheit in der Lehre leisten Learning Outcomes. Sie legen offen, was Studierende am Ende eines Lernprozesses wissen, verstehen und können sollten. Wichtig ist hierbei, dass diese klar, präzise und messbar formuliert sind, am besten mit der „Was-Womit-Wozu-Struktur“. Denn nur so tragen sie dazu bei, dass Studierende verstehen, was von ihnen erwartet wird. Lehrende erhalten durch die präzise Formulierung die Möglichkeit, den Lernerfolg von Studierenden gerecht zu bewerten.

Um Studierenden die Möglichkeit zu geben, die Learning Outcomes zu erreichen, sollten die Lehr-/Lernaktivitäten, die Learning Outcomes und die Prüfungsform – ganz im Sinne des Konzepts des Constructive Alignment – aufeinander abgestimmt sein. Lehrende sollten ihren Studierenden durch gezielte und vielfältige Lehr-/Lernaktivitäten das Erreichen der vorher festgelegten Learning Outcomes ermöglichen.

Ein Beispiel dafür wäre, dass wenn das Ziel darin besteht, dass die Studierenden kritisches Denken und Problemlösungskompetenzen erwerben sollen, die Lehr-/Lernaktivitäten eben diese Fähigkeiten fördern. Dies kann durch den Einsatz von Fallstudien, Problemlösungsaufgaben, Gruppenarbeit, Diskussionen und anderen interaktiven Methoden erreicht werden, die den Studierenden die Möglichkeit geben, ihre kritischen Denkfähigkeiten und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln.

Vielfältige Lehr-/Lernaktivitäten bieten somit zum einen die Möglichkeit, die angestrebten Learning Outcomes zu erreichen. Zum anderen tragen sie auf diesem Weg dazu bei, Chancengleichheit in der Hochschullehre zu fördern. Studierende haben unterschiedliche Lernstile und -präferenzen. Es kann daher nicht davon ausgegangen werden, dass eine einzige Lehr-/Lernaktivität für alle Studierenden gleichermaßen geeignet ist. Indem Lehrende eine Vielzahl an Aktivitäten einsetzen, können sie sicherstellen, dass sie die Bedürfnisse aller Studierenden berücksichtigen.

Welche zusätzlichen Aspekte gilt es bei einer weltoffenen Lehre noch zu berücksichtigen? Das weltoffene Lehren erfordert ein hohes Maß an Reflexion und Bewusstsein über die eigenen Vorurteile. Um diese Kompetenz bei Studierenden zu fördern, sollten Lehrende Diskussionen unterstützen, die auf einen Perspektivwechsel abzielen. Weiterhin sollte bei der Auswahl von Lehr-/Lernaktivitäten darauf geachtet werden, dass eine gleichberechtigte Teilnahme aller Studierenden möglich ist. Bei konkreten Aufgabenstellungen, Fallbeispielen und Sachverhalten gilt es zu beachten, dass diese frei von Klischees sind. So sollten Beispiele zwar unterschiedliche Lebensrealitäten berücksichtigen, jedoch ohne dabei stereotyp zu sein.

Wie sollte nun eine weltoffene Hochschullehre gestaltet sein? Eine weltoffene Hochschullehre steht für Vielfalt und Chancengleichheit. Um zu gewährleisten, dass Studierende mit verschiedenen Hintergründen und unterschiedlichen Bedürfnissen gleichermaßen von der Lehre profitieren, sollte das Lehrhandeln möglichst frei von einer unbewussten Voreingenommenheit (sogenannten Unconscious Bias) sein. Dies wird erreicht, indem man sich als Lehrperson und sein Handeln stetig reflektiert. Zudem können Lehrende durch die Verwendung von klaren und präzisen Learning Outcomes ihre Lehre transparenter und für Studierende nachvollziehbarer gestalten und durch den Einsatz vielfältiger Lehr-/Lernaktivitäten wesentlich dazu beitragen, auf die individuellen Bedürfnisse der Studierenden einzugehen. So haben alle dieselbe Chance, ihre Kompetenzen bestmöglich zu entfalten.

Wie unterstützt das Team der Hochschuldidaktik der HSPV NRW Lehrende bei der Planung und Umsetzung einer weltoffenen Lehre? Das Zertifikatsprogramm „Professionell lehren an der HSPV NRW“ bietet Lehrenden wertvolle Fortbildungsangebote, um sie bei ihrer weltoffenen Lehrtätigkeit zu unterstützen. Durch das Programm erhalten sie Impulse und Anregungen, wie sie die verschiedenen Aspekte einer weltoffenen Lehre planen und erfolgreich umsetzen können. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es kontinuierlich im Verlauf des Jahres ausgebaut wird. So werden bewährte Veranstaltungen wiederkehrend angeboten, aber auch aktuelle Themen berücksichtigt.

Die Bedeutsamkeit des Formulierens von Learning Outcomes gehört zu den Grundlagen der Hochschuldidaktik und ist ein fest verankerter Inhalt der Basismodule und des Online-Fortbildungsangebots „didaktik on – online für Lehrbeauftragte“. Zusätzlich wird wiederkehrend im Erweiterungsmodul die Fortbildung „Learning Outcomes definieren“ angeboten.

Das Einsetzen vielfältiger Lehr-/Lernaktivitäten ist ebenso ein fester Bestandteil im Rahmen des Zertifikatsprogramms, der sich in zahlreichen Angeboten wiederfindet (unter anderem Basismodul, didaktik on – online für Lehrbeauftragte, Blitzlicht, Gruppenarbeiten in ILIAS).

Zusätzlich werden Fortbildungen zu speziellen Themen angeboten, die eine weltoffene Lehre begünstigen:

  • Diversität was nun? Aus der Vielfalt schöpfen lernen
  • „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – Unconscious Bias in der Lehre
  • Diskriminierung und Rassismus zum Thema machen
  • Menschenrechtsbildung und Diskriminierungsschutz im Lehrkontext
  • Weltoffene Lehre in der Praxis

Mit diesem breit gefächerten Fortbildungsangebot, das die Hochschule kostenlos für alle Lehrenden der HSPV NRW anbietet, trägt sie wesentlich dazu bei, eine weltoffene Lehre zu ermöglichen, in der die Vielfalt der Studierenden berücksichtigt und Chancengleichheit gewährleistet wird.