Tag der MenschenrechteIst die Polizei die größte Menschenrechtsorganisation?

  • Ute Winkler während ihres Vortrags.
    Ute Winkler während ihres Vortrags.
  • Prof.'in Dr. Christine Schirrmacher
    Prof.'in Dr. Christine Schirrmacher
  • Dieter Schmidt, Direktor LAFP a.D.
    Dieter Schmidt, Direktor LAFP a.D.

Ist die Polizei die größte Menschenrechtsorganisation?

Am Studienort Bielefeld wurde der Tag der Menschenrechte im Fokus unterschiedlicher „Perspektiven“ konzipiert und durch eine Videobotschaft von Präsident Reinhard Mokros mit Erläuterungen zu den Hintergründen der Einführung dieses Tages und zu seinen Zielsetzungen eingeleitet.

Der Tag gliederte sich in drei Phasen. In der ersten Phase beschäftigten wir uns mit der Lage der Menschenrechte bei der Polizei – gesehen aus jeweils einer Außen- und einer Innenperspektive. Für die Außenperspektive sorgte Philipp Krüger, Sprecher der Themenkoordinationsgruppe „Polizei & Menschenrechte“ bei Amnesty International. In seinem Beitrag ging es um überengagierte Ermittlungsverfahren und gerichtliches Rügen von polizeilichen Eingriffen in die Menschenrechte in Deutschland.
Dieter Schmidt, Direktor des LAFP a.D., legte dar, warum eine offene Fehlerkultur und eine fortlaufende Auseinandersetzung mit dem eigenen polizeilichen Handeln ein menschenrechtskonformes Auftreten der Polizei ermöglichen. So könne die Polizei als „größte Menschenrechtsorganisation Deutschlands“ (Wendt) agieren.
Die Studierenden interessierte in dieser Phase unter anderem die Frage, wie das eigene Standing gegenüber Menschen verbessert werden kann, die die polizeiliche Autorität nicht akzeptierten. Sie diskutierten mit den Referenten, inwieweit ein selbstbewusstes Auftreten für Polizisten geboten sei und wie man verhindern könne, dass einem Störer „auf der Nase“ herumtanzten.

Die Islamwissenschaftlerin Prof.'in Dr. Christine Schirrmacher machte sich in ihrem Beitrag in Phase zwei daran, das thematische Dickicht von Islam, Islamismus, Migration, Unterdrückung und Terror zu lichten und den Studierenden dadurch einen klareren Blick auf die Menschenrechtslage im Nahen Osten und in Europa zu ermöglichen. Diskutiert wurde hier zum Beispiel das Phänomen, warum junge Mädchen in Europa sich salafistischen Gruppen anschließen und warum islamistische Prediger auffällig große Erfolge bei sozial randständigen jungen Männern feiern.

In der dritten Phase nahmen wir uns die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als solche vor und analysierten Artikel für Artikel, was diese mit der polizeilichen Arbeit zu tun haben. Für fast alle Beteiligten war es das erste Mal, dass sie den Text der Menschenrechte von 1948 komplett durchgelesen haben.

180 Studierende acht Stunden lang mit einem so breiten und wichtigen Thema wie den Menschenechten zu beschäftigen, ist eine Herausforderung. Der Studienort Bielefeld hat den Ethiklehrenden Michael Borowski und Pia Winkler zu danken, dass sie die Gesamtkonzeption und die Organisation in die Hände genommen und diesen ersten Tag der Menschenrechte so gelungen gestaltet haben (und dabei auch nicht vergessen hatten, „Dieter’s Imbiss“-Wagen einzubestellen!). Moderiert wurde die Veranstaltung von den Professoren Malte Schophaus und Jonas Grutzpalk.