Berufung BürgermeisteramtKarrierepfade und gesellschaftliche Verantwortung

In einem Halbkreis sitzen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister auf Stühlen, um zu diskutieren.
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister diskutierten auf dem Podium über ihr Amt und seine Herausforderungen

Symposium am Studienort Duisburg

Am 14. September 2025 finden in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahlen statt. Neben weiteren Positionen werden dann auch die (Ober-)Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gewählt. Grund für Johannes C. Mayer, Lehrender der HSPV NRW am Studienort Herne, gemeinsam mit Studierenden ein Symposium zum Amt des Stadtoberhauptes zu organisieren. Seine Kurse im Kommunalrecht und im Wahlpflichtmodul „Kommunale Selbstverwaltung“, unter anderem aus den Einstellungsbehörden der Städte Bochum, Bottrop, Dorsten Essen, Gelsenkirchen, Herne sowie Recklinghausen, haben dabei umfangreich – neben Studierenden der Abteilung Duisburg – aktiv vor Ort mitgewirkt.

An der Veranstaltung waren nicht nur Experten als Referenten, sondern auch mehrere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister beteiligt, die von ihren persönlichen Erfahrungen berichten konnten.

Aus dem einführenden Vortrag von Christof Sommer, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, wurde deutlich: Die drei Kernfunktionen des Bürgermeisteramts – Verwaltungsleitung, Repräsentation der Gemeinde und Ratsvorsitz – prägen das Berufsbild maßgeblich. Etwa 80 % der Tätigkeiten entfallen laut Sommer auf den Bereich der Verwaltungsführung. In kleineren Kommunen gehören dazu häufig auch klassische Sachbearbeitung, eigenständige Social-Media-Arbeit und persönliche Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern bei konkreten Anliegen. Eine Fülle an Aufgaben, die eine einzelne Person in sich vereinen und gewissenhaft ausführen muss, um dem Amt gerecht zu werden. Trotzdem stand am Ende seines Vortrags folgende Aussage (in Abwandlung eines Zitats von Franz Müntefering): „Das schönste Amt nach dem Papst ist das des Bürgermeisters.“

POR André Niewöhner (Polizei NRW) hob die wachsenden Bedrohungen gegenüber Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern und kommunalen Beschäftigten hervor und machte deutlich: Der Schutz im Amt – rechtlich, organisatorisch und präventiv – wird zunehmend zur Kernaufgabe. „Fehler in der Vorbereitung sind vorbereitete Fehler“, machte er den Anwesenden klar. Auch wenn noch kein Bedrohungsgefühl vorliegen sollte, müsse man sich in einem solchen Amt über gewissen Vorkehrungen Gedanken machen.

Ein wichtiger Impuls von Prof. Dr. Frank Bätge verwies auf die komplexen rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen des Amtes (Wählbarkeit und Wahlverfahren, beamtenrechtliche Pflichten und Neutralitätspflicht der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister).

Gerade für Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen des öffentlichen Dienstes – wie der HSPV NRW – ergibt sich hier ein passgenauer beruflicher Zugang. Das zeigen unter anderem die Werdegänge von Bürgermeister (BM) Thomas Kerkhoff (Bocholt, NRW), BM Erik Lierenfeld (Dormagen, NRW) – beide mit HSPV-Background – sowie BM Timur Özcan (Walzbachtal, Baden-Württemberg), Absolvent der Hochschule für Finanzen und Verwaltung Ludwigsburg, die zusammen mit Oberbürgermeister Felix Heinrichs (Mönchengladbach, NRW), BM Sandra Pietschmann (Mettmann, NRW), BM Alexandra Gauß (Windeck, NRW) und BM Dennis Eberle (Salach, Baden-Württemberg) im abschließenden Podium diskutierten. Dies verdeutlichten auch zahlreiche anwesende Absolventinnen und Absolventen, die aktuell mit HSPV-Studienabschluss und Verwaltungserfahrung für Bürgermeisterposten kandidieren.

Eine zentrale Herausforderung bleibt – neben der fachlichen Steuerung der Verwaltung – die Fähigkeit, tragfähige politische Mehrheiten im Rat zu organisieren. Ohne diesen Rückhalt lassen sich die kommunalen Aufgaben der Daseinsvorsorge nicht umsetzen.

Die Beispiele der beteiligten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zeigen die große inhaltliche Spannbreite des Amtes – unabhängig von der Gemeindegröße. Themen wie Arbeitsmarktintegration, Wirtschaftsförderung, nachhaltige Stadtentwicklung, neue Beteiligungsformate (zum Beispiel „Rent a Bürgermeister“, Jugenddialoge) sowie konkrete Rückholaktionen, etwa zur Ansiedlung der einzigen Metzgerei in der Gemeinde, verdeutlichen die Breite der kommunalen Verantwortung.

Immer wieder wurde betont: Erfolgreiches kommunalpolitisches Handeln erfordert parteiübergreifendes, sachorientiertes und pragmatisches Arbeiten mit Rat und Stadtgesellschaft. Ebenso zentral sind eine werteorientierte Haltung, Nahbarkeit und eine authentische, empathische Persönlichkeit – idealerweise mit einer echten Zuwendung zu den Menschen vor Ort („Man muss die Menschen mögen – vielleicht sogar lieben“).

Das Symposium hat eindrucksvoll gezeigt: Engagierte, kompetente und zugleich empathisch-kommunikative Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind ein zentrales Element funktionierender lokaler Demokratie. Besonders deutlich wurde: Es braucht dringend mehr Frauenpower im Bürgermeisteramt.

Die anwesenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister konnten nicht nur die Bedeutung kommunaler Selbstverwaltung verdeutlichen, sondern auch neue Begeisterung dafür wecken. Sie wirken als reale Vorbilder – insbesondere für Studierende und Nachwuchskräfte – und machen Mut, das Bürgermeisteramt als realistisches Karriereziel in Betracht zu ziehen.

Die Inhalte und Erkenntnisse fließen in das Wahlpflichtmodul „Kommunale Selbstverwaltung“ sowie in das Fach Kommunalrecht des hauptamtlichen Dozenten Johannes C. Mayer am Studienort Herne ein. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und soll interessierten Lehrenden und Studierenden als Podcast zur Verfügung gestellt werden.

Das Symposium soll zudem als dauerhaftes, hochschulweit und hochschulübergreifend angelegtes Forum der HSPV NRW durch die Abteilung Gelsenkirchen (Studienort Herne) etabliert werden – für den Austausch zwischen Verwaltungspraxis, Lehre und Ausbildung. Ziel ist die stärkere Vernetzung von Fach- und Führungskräften, Einstellungsbehörden, Studierenden und Lehrenden – auch unter Einbeziehung interdisziplinärer und polizeilicher Perspektiven. Alumni können so ebenfalls in Kontakt mit der Hochschule bleiben.

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