VeranstaltungsrückblickHerausforderungen rechter Gewalt für Polizei und Gesellschaft

Am 12. Mai 2021 fand der digitale Studientag des Instituts für Geschichte und Ethik an der Abteilung Münster statt

In diesem Format kamen neben Studierenden auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zu Wort. Die Mischung der Referentinnen und Referenten (gestandene Forscherinnen und Forscher sowie Lehrende verschiedener Fachrichtungen, junge Studierende und Berufseinsteiger) zielte darauf ab, ein möglichst breites Spektrum abzubilden. Insgesamt 224 Teilnehmende diskutierten folglich am 12. Mai 2021 via Zoom aus sozialwissenschaftlicher, juristischer, organisationssoziologischer und polizeipraktischer Perspektive über das Thema rechte Gewalt.

Polizeidirektor Christoph Keller eröffnete die Online-Veranstaltung. Daraufhin gaben die Organisatorinnen des Studientags, Prof. Dr. Frauke Kurbacher und Prof. Dr. Vanessa Salzmann, Einblicke in ethische, soziologische und einsatztaktische Dimensionen rechter Gewalt anhand des Beispiels der NSU-Ermittlungen.

Ein Einstiegspanorama über aktuelle Fälle rechter Gewalt, die sich beispielsweise im NSU-Komplex und im NSU 2.0 offenbaren, aber auch in der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke oder in den Ereignissen von Hanau 2019, präsentierte Kommissaranwärterin Julia Lüker. Polizeikommissarin Jeanette Tielkemeier beleuchtete die Ebene des Alltagsrassismus, indem sie kritische Einblicke in die Bereiche Rassismus und Rechtsextremismus gab. Dr. Henrik Dosdall, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Thüringen, schloss sich mit organisationssoziologischen Betrachtungen zum NSU-Fall an. So entstand eine Verbindung zwischen Alltags- und strukturellem Rassismus.

Unter der provokanten Fragestellung „Das wird man ja wohl noch einmal sagen dürfen!“ ergänzte Prof. Dr. Susanne Benöhr-Laqueur diese Perspektiven um juristische Reflexionen zum Straftatbestand der Volksverhetzung.

Last but not least beschrieb Polizeikommissarin Lara-Sophie Fischer die kategoriale Unvereinbarkeit von Diensteid und rechter Gesinnung, bevor eine gemeinsame Abschlussreflexion den Studientag ausklingen ließ.

Es wurde deutlich, dass Phänomene rechter Gewalt dynamische Prozesse sind, die dauerhaft kritisch untersucht und abgewehrt werden müssen. Die latente Präsenz einer sogenannten "Cop Culture" stellt dabei eine große Herausforderung dar und beschäftigt viele Studierende, wie die Diskussionen gezeigt haben. Insgesamt war die Schärfung beziehungsweise Stärkung von Urteilskraft und Kritikfähigkeit ein wesentliches Ziel des Studientags.

Bei Interesse steht Ihnen die Präsentation von Herrn Dr. Henrik Dosdall als Download zur Verfügung.