Migration und religiöser WandelIdentitätsanker oder Abbruch der Tradition?
- Dr. Sarah Jadwiga Jahn
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In der fünften Veranstaltung der digitalen Ringvorlesung „Migration im Fokus“ wurde die Rolle von Religion beleuchtet
Religion kann eine Rolle bei Migration spielen, sie sollte aber nicht überbewertet und nicht unterbewertet werden. Eine sachliche Auseinandersetzung zu der Frage nach Rolle und Wirkung sollte auf Basis von Forschungsdaten und einer ausgewogenen Analyse erfolgen. Einen Einblick in die vielfältige Datenlandschaft und eine sachliche Analyse lieferte Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel im Rahmen der fünften Veranstaltung der digitalen Ringvorlesung „Migration im Fokus“ am 8. Mai 2025.
Alexander-Kenneth Nagel ist Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt sozialwissenschaftliche Religionsforschung an der Georg-August-Universität Göttingen. Er forscht selbst zu dem Themenkomplex Religion und Migration. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem die Themenfelder Migration im Kontext von Pluralisierung und Religionskontakt sowie religiöse Migrantenorganisationen als gesellschaftliche Ressource. Konkret hat er zu zivilgesellschaftlichen Potenzialen von religiösen Migrantenselbstorganisationen, interreligiösen Aktivitäten und städtischer Governance geforscht. Neben zahlreichen Artikeln, war Nagel jüngst an einem Studienbuch zum Thema „Religion und Migration“ beteiligt (Nomos, 2023).
In seinem Vortrag beleuchtete Nagel unterschiedliche Facetten von Religion im Kontext von Migration und setzte sich mit drei gängigen Mythen auseinander:
Religion kann ein Anker sein, Halt geben, aber auch Radikalisierung begünstigen. Die Erfahrungen der Migration und die neuen Lebensperspektiven können aber auch zu einem Traditionsabbruch und damit zu einer Entfremdung von der religiösen Sozialisation führen. Pauschalisierungen und ein zu enger Blick auf Religion verkennen sogar die Potenziale, die Religion für Menschen und Gesellschaften haben kann. Denn Migration trägt zur Differenzierung der Religionslandschaft bei, vor allem in christlichen Religionen. Religiöse Migrantengemeinden können zudem einen Beitrag zur sozialen und strukturellen Integration leisten, sogar als Ansprechpartner für Polizei und Verwaltung fungieren. Auch bringen sich religiöse Organisationen aktiv im Kontext sozialer Teilhabe und Fürsorge ein, zum Beispiel als Träger von Kita- und Pflegeinrichtungen.
Der differenzierte Blick auf Religion sollte Gegenstand einer informierten und weltoffenen Hochschullehre sein. So wurde unter anderem im Anschluss an den Vortrag diskutiert, welche Kompetenzen die öffentliche Verwaltung und die Polizei im Umgang mit religiöser Diversität brauchen und wie eine sogenannte Religionskompetenz in der Ausbildung vermittelt werden kann.
Der Vortrag sowie weitere Informationen zur Ringvorlesung stehen auf der Videoplattform VIMP zur Verfügung:
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Sprecherin Netzwerk „Weltoffene Hochschulen“

Sprecherin IGE
