Religiös-weltanschaulicher FriedenZur Rolle der Neutralität des Staates
Gemeinsame Veranstaltung der Kölner Wissenschaftsrunde und der HSPV NRW
Das Forschungsnetzwerk der Kölner Wissenschaftsrunde präsentiert in seinem Format „Wissenschaft im Rathaus“ regelmäßig an jedem ersten Montag eines Monats Forschungsergebnisse seiner Mitglieder – unter ihnen 17 Hochschulen und sieben weitere Forschungseinrichtungen der Stadt Köln. Am 2. Dezember 2024 referierten zwei Forscherinnen der HSPV NRW zur Thematik „Religiös-weltanschaulicher Frieden: Zur Rolle der Neutralität des Staates“ – Dr. Sarah Jahn aus empirischer Sicht und Prof. Dr. Heike Pohl aus rechtlicher Sicht.
Im ersten Teil des interdisziplinären Beitrags berichtete Frau Dr. Jahn über aktuelle Zahlen der Religionszugehörigkeiten in Deutschland sowie über deren spezifische Verteilung in Nordrhein-Westfalen – religiöse Ballungszentren wurden beschrieben und die Verteilung ausgewählter Religionsgemeinschaften. Sie erörterte, dass religiöse Vielfalt regional unterschiedlich ausgeprägt und abhängig von dem soziokulturellen und gesellschaftlichen Kontext sei. Weiterhin stellte sie Ergebnisse ihrer Beschäftigtenbefragung zu religiöser Vielfalt in einer Stadtverwaltung vor. Das Beispiel „Kopftuch im Bürgerdienst“ wurde Grundlage eines anregenden Austauschs mit dem Publikum. Frau Dr. Jahn endete mit dem Resümee: „Staatliche Neutralität ist keine Herausforderung für eine plurale Gesellschaft. Vielmehr ist die plurale Gesellschaft eine Herausforderung für staatliche Neutralität. Um ihr angemessen zu begegnen, braucht es eine Professionalisierung von Staatsbediensteten im Umgang mit religiöser Vielfalt.“
Im zweiten Teil des interdisziplinären Beitrags widmete sich Frau Prof. Dr. Pohl den rechtlichen Grundlagen staatlicher Neutralität, ordnete die Akteure Bürger, Staat und Glaubensgemeinschaft in ihren jeweiligen rechtlichen Kontext ein und setzte sie ins Verhältnis zueinander. Im Zentrum ihrer Überlegungen stand der Mensch, von dessen Perspektive aus sie ihre Thesen entwickelte. Staatliche Neutralität lebe von der Fähigkeit des Menschen, von seinem eigenen Glauben zu abstrahieren und im Sinne aller Menschen zu agieren. Fragen und Überlegungen des Publikums begleiteten ihren Vortrag. Sie griff das Kopftuch-Beispiel aus dem ersten Teil auf und stellte ihm das Beispiel „Kruzifix in öffentlichen Einrichtungen“ gegenüber. Frau Prof. Dr. Pohls Überlegungen mündeten in folgendes Resümee: „Staatliche Neutralität kann religiös-weltanschaulichen Frieden in einer (pluralen) Gesellschaft fördern. Es geht um gleiche Freiheit. Wenn sich jeder seines Platzes in der Gesellschaft gewiss sein kann, dann kann das Kämpfen aufhören. Der Blick kann sich weiten für das Verbindende, das Gemeinsame – hin zu einer Einheit in der Vielfalt.“
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Sprecherin IGE