Ordnungspraktiken und interkulturelle KommunikationWorkshop an der WWU in Münster

v. l.n.r.: Stephan Draheim, Hülya Duran, Prof. Dr. Frauke A. Kurbacher und Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf
v. l.n.r.: Stephan Draheim, Hülya Duran, Frauke A. Kurbacher und Frau Dorndorf

Die erste kooperative Veranstaltung des Netzwerkes "Weltoffene Hochschulen gegen Fremdenfeindlichkeit" der HSPV NRW und der Westfälischen Wilhelms-Universität fand vom 1.-2. Juli 2022 in Münster statt

Der Polizeiberuf steckt notwendigerweise voller Routinen und Gewohnheiten. Dieselben können etwa als Arbeitserleichterung oder auch für einen schnellen Zugriff sehr gewünscht und sogar erforderlich sein, sie bergen unter Umständen aber auch Tücken wie z.B. die der Schematisierung oder Unaufmerksamkeit. Dies ist mehr als ein Grund, sich insbesondere auch die Verbindung von Ordnungsvorstellungen und Interkulturalität in einer pluralen, demokratischen Gesellschaft in ihren Möglichkeiten und Problematiken genauer anzusehen. Was läge da näher, als solche Fragen in einer transdisziplinären Veranstaltung zwischen Studierenden der Ethnologie und Polizeianwärter*innen weiter auszuloten.

Im Rahmen der Initiative der „Weltoffenen Hochschule“ (WoH) fand am 01.07.2022 und 02.07.2022 erstmalig eine Kooperation zwischen der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV NRW) und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) unter dem Thema „Ordnungspraktiken und interkulturelle Kommunikation“ in den Räumlichkeiten der WWU statt. Dieser Workshop wurde durch Polizeikommissarin Hülya Duran, Landespolizeipfarrer Stephan Draheim, Prof. Dr. Helene Basu sowie Yassin Gaber (M.A.) wissenschaftlich geleitet und durchgeführt. Am zweiten Tag begleiteten zudem Frau Prof. Dr. Frauke Kurbacher vom Netzwerk der WoH an der HSPV NRW sowie die Polizeipräsidentin von Münster, Alexandra Dorndorf, die Veranstaltung.

Den ersten Workshop-Tag gestalteten Polizeikommissarin Hülya Duran und Landespolizeipfarrer Stephan Draheim. Hier ging es um die Polizeiarbeit in Bezug auf den interkulturellen Dialog und in diesem Zusammenhang vor allem um eine Sensibilisierung hinsichtlich Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung. Durch Rollenspiele seitens der Kommissaranwärter*innen bekamen die Ethnologie-Studierenden Einblicke in das Studium der angehenden Polizistinnen und Polizisten und konnten überrascht feststellen, dass auch in diesem Rahmen die Frage nach Vorurteilen und der Umgang damit ein wichtiges Thema im Studium und dem menschenwürde- und menschenrechtsorientierten polizeilichen Handeln darstellt.

Der zweite Workshop-Tag wurde von Herrn Gaber und Frau Prof. Dr. Basu von der WWU bestritten. In diesem Kontext hatten die WWU-Studierenden die Möglichkeit, ihre zuvor erarbeiteten und reflektierten kritischen Studien zur Polizeiarbeit vorzustellen und anhand von vorbereiteten Fragekatalogen in den gemeinsamen Austausch zu gehen. Im Zuge dessen wurden sowohl die anthropologischen Ideen als auch persönliche Erfahrungen mit der Polizei offen dargelegt. Durch kritische Fragen an die Polizistinnen und Polizisten, aber auch kritische Würdigungen und Rückfragen durch die Polizeipräsidentin, sowie die Lehrenden von HSPV NRW und WWU konnten alle angesprochenen Thematiken konstruktiv und weiterführend diskutiert werden.

Ziel dieses Workshops war es, angehenden Polizeibeamten*innen einen Einblick über Kommunikation, Interkulturalität, Zusammengehörigkeit und Diversität zu ermöglichen. Hierbei sollten die Studierenden der Abteilung Ethnologie der WWU mit den zukünftigen Beamtinnen und Beamten Szenarien durchlaufen und ihren eigenen Blickwinkel sowie persönliche Erfahrungen darlegen. Alle Beteiligten wurden so in die Lage versetzt, ihr Verhalten kritisch zu beleuchten und gleichsam den eigenen Blick auf andere Ebenen und um neue Dimensionen zu erweitern. Besonders hervorzuheben ist die zunächst kritische Betrachtung der Ethnologie-Studierenden hinsichtlich der Organisation 'Polizei'. Durch die Offenheit auf beiden Seiten gelangte man jedoch in einer aufschlussreichen Sitzung zu differenzierten Positionen, bei der einseitige, verschobene oder sogar verzerrte Blicke auf die Polizeiorganisation seitens der Ethnologie-Studierenden relativiert oder sogar gänzlich abgelegt werden konnten.

Beide Seiten kamen zu dem Fazit eines gelungenen gemeinsamen Gesprächs, welches zugleich Gelegenheit zu einer steten, notwendigen kritischen Reflexion des eigenen Verhaltens bietet und waren sich einig, wie bedeutend der transdisziplinäre Gedankenaustausch dafür ist. So hat die Veranstaltung über ihr konkretes Thema hinaus auch einen Beitrag für den gerade derzeit so erforderlichen Dialog zwischen Zivilgesellschaft und Exekutive geleistet.

Eine Fortsetzung ist erwünscht.