Antisemitismus verstehenVeranstaltungsbericht

Am 21. März 2022 fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Antisemitismus verstehen - Herausforderungen für die polizeiliche Bildung“ statt

An dem hybriden Format nahmen knapp 200 Zuhörende an den Studienorten der HSPV NRW, aus jüdischen und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen und Polizeidienststellen deutschlandweit teil. Die Diskussion war eingebettet in einen zweitätigen Expertenworkshop, der die im Podium und durch das Fachpublikum aufgeworfenen Fragen vertiefte.

Zu den Schwerpunkten zählten unter anderem die Einordnung des Phänomenbereichs Antisemitismus im Kontext der Strafbarkeitszumessung und die Abgrenzung zu anderen Arten der politisch motivierten Kriminalität. Anschließend wurden die Verortung des Themenkomplexes in der polizeilichen Aus- und Fortbildung sowie die Herausforderungen bei einer handlungsorientierten Kompetenzvermittlung diskutiert. Zielsetzung der Podiumsdiskussion und des Expertenworkshops war der inhaltliche Austausch zum Thema über fachliche Grenzen hinweg, um gemeinsam erste konzeptionelle Ideen zu erarbeiten und Bedarfe zu identifizieren.

Den Auftakt der Podiumsdiskussion bildete ein Grußwort der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Auf dem Podium vertreten waren Shneur Trebnik, Polizeirabbiner aus Baden-Württemberg, Wolfram Pemp, Antisemitismusbeauftragter der Polizei Berlin, Nanina Sturm, Dozentin der HSPV NRW und Fachkraft für Rechtsextremismus und Prävention, sowie Verena Schulze und Philipp Kuschewski von der Koordinierungsstelle für Politische Bildung, die an der Deutschen Hochschule der Polizei angesiedelt ist.

Der Expertenworkshop begann mit einem Beitrag von Carsten Dübbers, ehemaliger stellvertretender Leiter der Stabsstelle „Rechtsextremistische Tendenzen in der Polizei NRW“, zur Verortung von Antisemitismusprävention im Abschlussbericht seiner früheren Stabsstelle. Es folgten Ausführungen von Marc Grimm, Universität Bielefeld, zum Thema „Antisemitismusprävention und Bildung“.

Insgesamt handelte es sich bei den rund 30 Workshop-Teilnehmenden um Personen mit diversen Expertisen aus den Bereichen Lehre, Antisemitismusprävention, jüdisches Leben, Polizei und Wissenschaft. Thematische Schwerpunktsetzungen im Rahmen von Fachforen ermöglichten einen gezielten Austausch zur Antisemitismusprävention und zur Wissensvermittlung in der polizeilichen Bildung. 

Eine gemeinsame Auseinandersetzung mit ausgewählten Inhalten fand zunächst in einem übergeordneten Fachforum zum Thema „Polizeiliche Lehre und Fortbildung“, moderiert von Werner Schiewek (Deutsche Hochschule der Polizei), sowie anhand von Inputvorträgen von Markus Moog (Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz), Hendrik Mathias und Nils Kramer (Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW) statt.

In zwei daran anschließenden Fachforen wurde zu den konkreten Themenfeldern „Gedenkstättenarbeit“ und „Handlungsmöglichkeiten gegen Antisemitismus“ gearbeitet. Die Beiträge hierfür stammten vom Netzwerk „Orte der Polizeigeschichte“ (Referent Christoph Giersch), vom Erinnerungsort „Alter Schlachthof“ (Referentin Sabine Reimann) und von der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus NRW (Referentin Sophie Brüss und Referent Jürko Ufert). Neben Fragestellungen zu Grenzen und Möglichkeiten, konnten auf diese Weise bereits greifbare Lerninhalte und didaktische Konzepte zusammengetragen und diskutiert werden.

Während des Expertenworkshops zeigte sich darüber hinaus ein hoher Bedarf, bereits bestehende Projekte und Initiativen zu bündeln. Um die diskutierten Inhalte und Ergebnisse gesammelt und nachhaltig zur Verfügung stellen zu können, ist daher die Erstellung eines Sammelbandes geplant.

Die Podiumsdiskussion war zugleich die Eröffnungsveranstaltung für das von Dr. Sarah Jadwiga Jahn angeleitete Teilforschungsprojekt an der HSPV NRW, das sich mit der Verortung von Antisemitismus in der Polizeiausbildung befasst. Das Projekt ist angegliedert an das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte und aus sechs Verbundpartnern bestehende Verbundprojekt EMPATHIA3 (Empowering Police Officers and Teachers in Arguing Against Antisemtism).

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