Ein Jubiläum im Zeichen der UnfallopferVeranstaltungsbericht

Staatssekretär Jürgen Mathies
Staatssekretär Jürgen Mathies

Doppel-Jubiläumskongress „10 Jahre VOD“ und „20. Deutscher Verkehrsexpertentag“

Bei der in Kooperation mit der HSPV NRW durchgeführten Jubiläumsveranstaltung am 17. Juni 2022 mit etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, standen nicht die Taten der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland e.V. (VOD) im Vordergrund, sondern das Leid und die Not von Verkehrsunfallopfern. Stellvertretend für alle wurde in einem ergreifenden Video (abrufbar auf der Website der VOD) die reale Geschichte einer jungen Frau erzählt: vom Unfall als Radfahrerin mit einem abbiegenden Lkw über die Notfallrettung und die Versorgung in Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen bis hin zum jahrelangen Kampf mit einer Versicherung.

Berührender Höhepunkt der Veranstaltung waren die stehenden Ovationen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Unfallopfer. In ihrer kurzen Ansprache wies die junge Frau darauf hin, dass Unfallopfer eine Minderheit seien, die nur wenige Menschen interessiere: „Und das, obwohl es jeden Menschen treffen kann. Auch ich dachte nie daran, dass mir dieser schlimme Unfall urplötzlich zustoßen würde. Er hat mein Leben von der einen auf die andere Sekunde komplett auf den Kopf gestellt. Ich bitte Sie mitzuhelfen, die Verkehrsunfallopfer besser in Schutz zu nehmen.“

Vorträge von Fachleuten aus Unfallrettung, Notfallmedizin, Rehabilitation, Justiz und Unfallopferhilfe rundeten die Veranstaltung inhaltlich ab.

Die Laudatio zum zehnjährigen Bestehen der VOD hielt Jürgen Mathies, Staatssekretär im Ministerium des Innern Nordrhein-Westfalen: „Das bemerkenswerte Engagement der VOD wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, was in den letzten zehn Jahren seit der Gründung des Vereins alles bewegt wurde. Angefangen mit der Einrichtung eines Beratungsnetzwerkes bis hin zum Internetportal hilfefinder.de. Wir brauchen die Unterstützung der VOD, denn sie bietet in einer solchen Ausnahmesituation Halt und Hilfe an. Ich möchte ganz herzlich – auch im Namen von Minister Reul und im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen – Danke sagen für die Arbeit der VOD.“ 

Moderiert wurde die Jubiläumsveranstaltung von Kirsten Lühmann, Mitglied im Deutschen Bundestag und Sprecherin der Arbeitsgruppe Verkehr der SPD von 2011 bis 2021.
 

Rechte von Unfallopfern stärken

Menschen, die Opfer einer Gewalttat geworden sind, haben Anspruch auf staatliche Entschädigungsleistungen. Das gilt nicht für Verkehrsunfallopfer. Es ist es ein Irrglaube, dass Versicherungen nach einem Verkehrsunfall automatisch Leistungen erbringen und auf der Seite der Opfer stehen.

Die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland fordert deshalb...

  • verbindlich festzulegen, ab wann die Grenzen erreicht sind und ein Verfahren „unmenschlich“ ist. Dazu tragen die Vorgehensweisen von Rechtsanwälten sowie die Arbeitsergebnisse mancher Gutachter bei, wenn beispielsweise unfallbedingte gesundheitliche Schäden als „unfall-unabhängig“ eingestuft werden.
  • die Schutzpflicht des Staates auszuweiten. Unfallopfer müssen in Auseinandersetzungen mit Versicherungen gestärkt werden.


Verkehrssicherheit in Deutschland erhöhen

Im Anschluss fand der 20. Deutschen Verkehrsexpertentag unter dem Titel „Verkehrsunfälle und Prävention: Vision Zero“ statt. Im Rahmen der Veranstaltung plädierte die VOD für niedrigere Fahrgeschwindigkeiten innerorts, auf Landstraßen und auf Autobahnen. Weniger Tempo gibt mehr Zeit, um Fehler zu korrigieren und macht so den Verkehr gleichmäßiger, sicherer und umweltverträglicher. Niedrigere Geschwindigkeiten schützen besonders vulnerable Gruppen: Kinder, ältere Menschen und Personen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jubiläumsveranstaltung, darunter auch Lehrende und Studierende der HSPV NRW, erhielten kostenfrei den aktuellen ersten Band der VOD-Schriftenreihe „Verkehrsunfälle und Unfallopfer“, an dem 40 namhafte Autorinnen und Autoren mitgewirkt haben.

Eine PDF-Version steht auf der Website der VOD kostenfrei als Download für Lehrende und Studierende der HSPV NRW, Fachleute, Interessierte sowie Verkehrsunfallopfer zur Verfügung.