Aus der Vergangenheit lernenZeitzeuge Tswi Herschel spricht mit HSPV-Studierenden über den Holocaust

Tswi Herschel zu Gast in Münster (Foto: HSPV NRW)
Tswi Herschel zu Gast in Münster (Foto: HSPV NRW)

Auch 75 Jahre nach Beendigung des Holocausts und der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz sind die Themen Rassismus und Antisemitismus in Deutschland immer noch aktuell. Die Lebensgeschichte des Überlebenden Tswi Herschel, die den Studierenden der HSPV NRW jetzt in drei Veranstaltungen am Studienort Münster nähergebracht wurde, war bewegend und lehrreich zugleich.

Insgesamt über 400 Studierende der HSPV NRW folgten gebannt den Ausführungen von Tswi Herschel. Besonders beeindruckte sie, dass er trotz seiner grausamen Erfahrungen ein so offener und positiv denkender Mensch sei, der sich dafür einsetzt Vorurteile abzubauen und Brücken zwischen Menschen und Kulturen zu errichten.

Martin Bornträger, Präsident der HSPV NRW und selbst Historiker und Theologe, führte aus: „Ich bin dankbar dafür, eine so beeindruckende Persönlichkeit an unserer Hochschule zu Gast zu haben. Tswi Herschels Lebensgeschichte ist ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, aus der eigenen Geschichte zu lernen.“ Etliche Studierende werden in ihrem späteren Berufsleben mit der Bekämpfung von Diskriminierung und Antisemitismus zu tun haben. „Daher ist es elementar, dass ein Studium an unserer Hochschule auch darauf vorbereitet“, so Bornträger weiter.

Susanne Dittert, Lehrende für Einsatzlehre und Eingriffsrecht, sowie Peter Niehoff, Lehrender für Kriminalistik und Kriminaltechnik, erklärten: „In unseren Studiengängen wird auf das Training sozialer Kompetenzen und auf die Vermittlung von Ethik großen Wert gelegt. Der Zeitzeugenbericht von Tswi Herschel mit der Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen, war eine sehr gute Ergänzung zum Studienalltag.“
Gerade in Zeiten, in denen der Antisemitismus wieder zunimmt, sei es wichtig, die Studierenden für dieses Thema zu sensibilisieren. Daher werde auch seit Jahren ein Besuch der Gedenkstätte Auschwitz/Birkenau zum Abschluss des Seminars "Polizei und Verantwortung im Holocaust" angeboten.
 

Über Tswi Herschels Leben

Als niederländischer Jude 1942 in Zwolle geboren, wurde Tswi Herschel mit vier Monaten von seinen Eltern - kurz vor deren Deportation und Ermordung im Vernichtungslager Sobibor - in die Obhut einer holländischen Familie gegeben. Dort lebte er als Familienmitglied unter dem Namen Henk de Jongh und konnte so den Holocaust überleben. Nach Kriegsende holte Tswis leibliche Großmutter den Jungen zu sich, um ihn nach jüdischer Tradition zu erziehen. Eine filmische Zusammenfassung der Lebensgeschichte findet sich auf der  Website des Holocaust Gedenkcenters Yad Vashem.