„Jüdisch-sein“ denken? Kritische Befragungen mit Hannah Arendt Workshop und öffentliche Veranstaltung

13. Jun 2025 um 13:00 - 15:30Speichern
Eine Flipchart steht im Vordergrund, dahinter sitzen Menschen an einem Tisch.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Netzwerks „Weltoffene Hochschulen“ (WoH) statt

Arendt-Workshop und öffentliche Veranstaltung an der Universität Münster in Kooperation mit dem HSPV-Studienort Münster

Hannah Arendt gilt nicht nur als kritische, sondern geradezu als anhaltend unbequeme Denkerin. Dies zeigt sich auch an ihren Überlegungen zur Rolle jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger vergangener Epochen ebenso wie in der Zeit des Nationalsozialismus oder etwa als Flüchtlinge in der Nachkriegszeit, die ihr unter anderem immer wieder heftige Reaktionen aus der jüdischen Gemeinschaft eingebracht haben. Dabei ist – und bleibt vielleicht – gar nicht klar, worüber beim „Jüdisch sein“ gesprochen wird. Handelt es sich um eine kulturelle, religiöse, politische (Fremd- oder Selbst-)Zuschreibung? Oder – wie in der Metapher des „ewigen Juden“ präsent – um eine kritische Reflexion von anthropologischer Weite, die gar das Potenzial einer kritischen Selbstvergewisserung birgt? Oder ist im Sinne Arendts vielmehr die Erfahrungsdimension zu berücksichtigen?

Nachdem sich der Arendt-Workshop im vergangenen Jahr in Berlin mit Arendts Überlegungen zur Gründung des Staates Israel und der Palästina-Frage auseinandergesetzt hat, wollen wir in diesem Jahr noch einen Schritt vor diese Debatte zurücktreten und mit dem Blick auf das vielfach befragbare „Jüdisch sein“ die Grundlagen von Arendts diesbezüglichen Auseinandersetzungen reflektieren.

Jenseits von Überlegungen zu „jüdischen Identitäten“ (allzumal Arendt eine kritisch-distanzierte Auffassung zum Begriff der Identität hat) werden Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer einige dieser Überlegungen in öffentlichen Kurzinputs aufgreifen, Neues aus der Arendt-Forschung präsentieren und (ebenso wie im internen Rahmen des Workshops) ausgehend von ausgewählten Textstellen der bedeutenden Philosophin des 20. Jahrhunderts den Blick auf uns zurückspiegeln: Wovon sprechen wir eigentlich, wenn es um das „Jüdisch sein“ geht? Viele literarische und philosophische Einlassungen offenbaren ein hochgradiges Problempotenzial. Handelt es sich unter Umständen um eine – mit Jacques Derrida gesprochen – „mögliche Unmöglichkeit“ – und wenn ja, inwiefern? Das Etikett dieser Zuschreibung wog jedenfalls so schwer, dass es praktisch ein Todesurteil bedeuten konnte und bis heute innerhalb von rechtsextremen Ideologien Anlass für lebensbedrohliche Ausgrenzungen darstellt. Aber auch das Assimilierte, das anderweitig Interessierte und Orientierte wird darüber oft – gleichsam wie im Fall Arendt – übersehen, wo in der Forschung die Einordnung als jüdische Denkerin weitaus präsenter ist als der Status als Assimilierte und Studierende der Gräzistik, Philosophie und der evangelischen Theologie.

Diesen und weiteren Überlegungen, die auch kritisch nach unseren Haltungen und Positionierungen fragen, möchte die Veranstaltung auf unterschiedliche Weise in der gemeinsamen Reflexion nachgehen.

Es handelt sich um eine kooperative Veranstaltung des Arendt-Workshops mit dem HSPV-Studienort Münster und der Universität Münster im Rahmen des Netzwerks „Weltoffene Hochschulen“ (WoH), die von der HSPV NRW und dem Internationalen interdisziplinären Arbeitskreis für philosophische Reflexion (IiAphR) gefördert wird.

Wissenschaftliche Leitung
Prof. Dr. Frauke A. Kurbacher und Dr. Tobias Albrecht

Beitragende

  • Dr. Tobias Albrecht (Universität Münster)
  • Dr. Astrid Hähnlein (Universität Freiburg)
  • Prof. Dr. Frauke A. Kurbacher (HSPV NRW Münster / Freie Universität Berlin)
  • Dr. Ole Meinefeld (Politikwissenschaftler, Berlin)
  • Dr. David Terwiel (Universität Freiburg)

Mitwirkende und Gäste

  • PD Dr. Martin Baesler (Universität Freiburg)
  • Dr. Jürgen Förster (RWTH Aachen)
  • Prof. Dr.  Helmut König (RWTH Aachen)
  • Dr. Maria Robaszkiewicz (Universität Paderborn)
  • Dr. Karin Wendt
  • Till Heller
  • Korassi Téwéché
  • Friedrich Weißbach

Eckdaten

  • Ort: Universität Münster
  • Termin: 13. Juni 2025
  • Raum (Freitag): Johannisstr. 4 (Cluster) in Raum JO 102
  • Öffentlicher Teil (13. Juni 2025): 13:00 Uhr - 15:30 Uhr
  • Arendt-Workshop (14. Juni 2025): intern, Teilnahme nur auf Anfrage und mit Einladung

Programm Öffentlicher Teil, 13. Juni 2025

Programm öffentlicher Teil
13:00 UhrEinlass
13:15 UhrBegrüßung, Einführung und Moderation
Dr. Tobias Albrecht, Münster
13:30 Uhr

Impulse von:

  • Dr. Ole Meinefeld (Berlin)
  • Dr. Astrid Hähnlein (Freiburg)
  • Dr. David Terwiel (Aachen)
  • Prof. Dr. Frauke A. Kurbacher (Münster/Berlin)

Anschließend: Diskussion im Plenum

15:00 Uhr

Abschluss / Tagesdiskussion des öffentlichen Teils

15:15 UhrAusklang / Pause für die Mitglieder des Arendt-Workshops

Anmeldung

Die Veranstaltung richtet sich an Studierende von Universitäten und Hochschulen, Forschende, Lehrende und die interessierte Bevölkerung.

Um Anmeldung für den öffentlichen Teil wird bis zum 12. Juni 2025 unter c_lefe01(at)uni-muenster.de gebeten.

Der Workshop findet intern statt. Die Teilnahme ist nur auf Anfrage und mit Einladung möglich!